von Redaktion
Immobilien
Energie sparen und Wohlfühen im smarten Zuhause
Der Begriff Niedrigenergiehaus ist in aller Munde. Doch um die Kriterien eines Niedrigenergiehauses zu erfüllen, gibt es gewisse Richtwerte. Bauherren, die sich für einen Neu- oder Umbau interessieren, erfahren hier, was es zu beachten gibt.
Ein Einfamilienhaus gilt als Niedrigenergiehaus, wenn der Heizwärmebedarfswert weniger als 70 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr beträgt. Das entspricht circa 7 Liter Heizöl pro m²/Jahr. Mittlerweile wird jeder Neubau in Niedrigenergiebauweise errichtet. Doch auch Altbauten können durch entsprechende Umbaumaßnahmen in Niedrigenergiehäuser umgebaut werden. Zusätzliche Wärmedämmung ist nur eine der Möglichkeiten.
Was versteht man unter einem Niedrigenergiehaus?
Der Begriff Niedrigenergiehaus ist rechtlich gesehen nicht eindeutig definiert und geschützt. Definitionsarbeit leistet die EnEV (Energieeinsparverordnung): Ein Niedrigenergiehaus ist ein nach der EnEV definierter Energiestandard für ein wärmegedämmtes Haus. An dieses werden gewisse energietechnische Anforderungen gestellt. Das Niedrigenergiehaus zeichnet sich ab durch eine optimale Wärmedämmung für Außenwand und Dach. Des Weiteren verfügt es über gut isolierte Fenster und Außentüren. Die Häuser werden luftdicht gebaut, sodass durch eine spezielle Entfeuchtungsanlage Lüftungsverluste vermieden werden. Zu dem Primärenergiebedarf von 121 kWh pro m² im Jahr liegt der Heizwärmebedarf i.d.R. zwischen 40 und 80 kWh pro m² im Jahr. Die Folge: Die Heizenergie wird deutlich eingespart.
Neben dem Begriff Niedrigenergiehaus bestehen weitere Bezeichnungen für besonders energieeffizientes Wohnen: Das Passivhaus, Nullenergiehaus und Plusenergiehaus.
Die Kriterien eines Niedrigenergiehauses
Die Gebäudeform ist kompakt, ohne Vorsprünge, Einschübe oder spitze Winkel. Der Kompaktheitsgrad ist der Quotient aus Oberfläche (A) und Volumen (V).
Primärenergiebedarf
Der Standort ist ein Kriterium des Primärenergiebedarfs. In wärmeren Regionen ist beispielsweise weniger Energie erforderlich. Unter dem Primärenergiebedarf versteht an den eigentlichen Energiebedarf im konkreten Fall. Die EnEV legt hierbei keine konkreten Faktoren fest. Mit der EnEV 2016 sind die Primärenergiestandards erneut um 25 Prozent gestiegen. Des Weiteren muss der Wärmeschutz der Gebäudehüllen (sogenannter Transmissionswärmeverlust) um bis zu 20 Prozent verbessert werden.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein Niedrigenergiehaus ist die sehr hohe Wärmedämmung. Durch massive Holz- und Steinwände lässt sich diese ma besten erreichen. Die zentrale Kennzahl im Zusammenhang mit dem Wärmeschutz eines einzelnen Bauteils ist der U-Wert. Ein idealer U-Wert für eine Außenwand liegt bei unter 0,2 W/(m²K). Je niedriger der Wert, umso besser gestalten sich die Dämmeigenschaften.
Diese Fördermöglichkeiten bestehen
Energieeffizientes Bauen ist zur Pflicht geworden, denn um das Thema Klimaschutz und Energiesparen kommt kein Bauherr mehr vorbei. Seit einigen Jahren werden die Energiesparauflagen immer strenger. Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz fordert unter anderem, dass ein bestimmter Teil der Wärmeenergie eines Hauses aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, gibt es gewisse Fördermöglichkeiten. Gelder gibt es vom Bund sowie von einzelnen Ländern und Kommunen. Die zentralen Förderprogramme sind die des Bundes – getragen werden sie von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau).
Die KfW bietet für den Neubau von Häusern oder Eigentumswohnungen ein zinsgünstiges Darlehen aus dem Programm „Energieffizientes Bauen“. Die Voraussetzung: Der Jahresprimärenergiebedarf des Gebäudes unterschreitet die Vorgaben der EnEV.
Die Förderung gilt hier für eine Sanierung bzw. den Umbau von Wohngebäuden, für die vor dem 01.02.2002 der Bauantrag gestellt wurde. Doch auch Ersterwerber von neu sanierten Wohngebäuden können das Förderprogramm „Energieeffizient Sanieren“ nutzen. Unterstützt werden Einzelmaßnahmen, Maßnahmenpakete und der Umbau zum KfW-Effizienzhaus.
Mittels unserem Baufinanzierungsrechner können die Finanzierungsmöglichkeiten des Niedrigenergiehauses geprüft werden.
Die KfW fördert den Neubau oder Erwerb eines Effizienzhauses für folgende energetische Maßnahmen.
- Dämmung der Außenwände
- Dämmung der Dachflächen
- Dämmung der Kellerdecke
- Fenster mit Dreifachverglasung
- Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
- Einbau einer effizienten Heizungsanlage
- Einbau einer solarthermischen Anlage
- Einbau einer Photovoltaikanlage
- Sonnen- und Wärmeschutz
- Energetische Fachplanung und Baubegleitung
Beispiel: Heizung und Lüftung
Der Wärmebedarf ist in einem Niedrigenergiehaus deutlich geringer. Im Herbst wird die Heizungsanlage deutlich später gestartet; im Frühjahr früher ausgeschaltet. Doch mit welchem Heizsystem wird die höchste Energieausbeute erzielt? Eine reine Wärmedämmung der Rohre zählt bereits zum Standard: Bauherren sollten daher die Angebote der Industrie sorgfältig prüfen. Beliebt sind derzeit Heizsysteme, die nicht nur Wärme erzeugen, sondern diese auch zurückgewinnen. Die Energie wird dafür von der Sonne, aus dem Grundwasser oder aus dem Erdreich geholt.
Schwachstellen beseitigen
Jedes Gebäude hat seine Schwachstellen, wo Wärme entweicht. Zu diesen zählen Balkone oder Bereiche, in denen Anschlüsse liegen. Rolladenkästen sind ebenfalls prädestiniert, da die Wärme durch die Fuge zwischen Fenster und Bauwerk entströmt. Unzureichende Wärmedämmung ist zu beseitigen, sodass keine Kältebrücken entstehen.
Wärmedämmung betrifft auch den Keller
Keller oder andere unbeheizte Räume sind ebenfalls mit einer Wärmedämmung auszustatten. Eine Dämmschicht von 12cm bis 15 cm ist hier ratsam. Bei Decken wird die Dämmung zwischen Rohdecke und Estrich sowie an der Unterseite der Rohdecke angebracht. Ist der Keller beheizt oder existiert gar kein Kellerraum, wird die Dämmung unter der Sohlplatte angebracht.
Pfeift der Wind durch alle Ritzen?
Die Fensterflächen spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung eines Niedrigenergiehauses. Fensterflächen sollten einen U-Wert von 1,3 W/(m²K) aufweisen. Diesen Wert erreichen Sie über Fenster mit Wärmeschutzverglasung. Damit der Wind nicht durch alle Ritzen pfeift, werden die Fugen von innen zwischen Fensterrahmen und Wand luftdicht verschlossen. Von außen erfolgt ebenfalls eine wind- und regendichte Versiegelung. Im Zuge von Sanierungsmaßnahmen ist der Fensteraustausch eine der ersten und wichtigsten Maßnahmen. Bei einem Niedrigenergiehaus werden die Fensterflächen hauptsächlich nach Süden ausgerichtet. Zu groß darf die Fensterfront jedoch auch nicht sein, da sonst eine Überhitzung droht.
Die richtige Raumgestaltung
Das Konzept de Niedrigenergiehauses sieht möglichst offene Räume vor. Von Vorteil ist eine niedrige Deckenhöhe. Warme Luft steigt nach oben, sodass diese bei hohen Decken nicht den gesamten Raum erwärmen würde. Eine Deckenhöhe von 2,20 – 2,40 Metern hat sich als ideal erwiesen.
Best Practice: Ein Haus erzeugt seinen Strom selbst
Eine völlig neue Generation des Bauens wurde im oberbayerischen Hallbergmoos erprobt. Über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Flachdach wurde ein Großteil der benötigten Energie erzeugt. Über diese konnte die Familie sogar das E-Auto aufladen. In dem Energieplushaus wird mit dem Strom, der nicht direkt verwendet wird, ein Batteriespeicher aufgeladen. Der Solarstrom wird über eine Wärmepumpe zudem in thermische Energie umgewandelt. Waschmaschine, Trockner du Spülmaschine ließen sich über ein Energiemanagementsystem steuern.
Mobil im Smart Home
Das Best Practice verdeutlicht – das smarte Zuhause wird immer innovativer und revolutioniert unsere Art zu leben. Dank Gebäudeautomation werden die eigenen vier Wände immer intelligenter und energieeffizienter. Anstatt viele einzelne Schalter zu bedienen, lassen sich via Smartphone die Fenster schließen oder die Heizung regulieren. Durch Vorprogrammierung können Niedrigenergiehäuser zum Beispiel automatisch kühlen oder heizen; Geräte ein- und ausschalten. Moderne Sensorik und ein umfassendes Computermonitoring ermöglichen diese Steuerung.
Smarthome Steuerung im Niedgrigenergiehaus
Checkliste: Diese Faktoren machen dein Haus zum Niedrigenergiehaus
- Die Lage – vor allem die Ausrichtung nach Süden und das örtliche Klima
- Eine kompakte Hausform, ideal ist die Würfelform
- Ausrichtung der Hauptfensterflächen nach Süden
- Zimmeranordnung nach Verwendungszweck
- Vermeidung von Wärmebrücken
- Dämmung: außen 20-40 cm dick, gedämmtes Dach und gedämmte Kellerdecke
- Einsatz von einer Lüftungsanlage mit 80 Prozent Wärmerückgewinnung
- Fenster aus mindesten Zweischeiben Wärmeschutzglas
- Hohe Luftdichtheit der Gebäudehülle
- Zusätzliche Solaranlage zur Warmwasserbereitung
- Energieeffiziente Heizungsanlage
- Strom sparende Haustechnik
Die Vorteile des energieeffizienten Wohnens
Die Vorteile von Niedrigenergiehäusern liegen klar auf der Hand: Geringer Energieverbrauch, weniger Kosten, umweltschonender Umgang mit Ressourcen. Die erstmals kostspielig erscheinende Anschaffung von neuen Heizanlagen oder isolierenden Anlagen, rentiert sich auf lange Sicht.
Energiesparer profitieren von hoher Wohnqualität
Du interessierst dich für ein Niedrigenergierhaus? Dann bestehen drei verschiedene Möglichkeiten:
- Bauauftrag durch Architekten planen
Lass dein Traumaus errichten – und zwar nach individuellen Wünschen. Der Mehraufwand an Kosten für ein Energiesparhaus beträgt etwa 3-8 Prozent über den normalen Baukosten. Das sollte es aber auch vor dem Hintergrund der Energieerspanis wert sein. - Kauf eines Fertighauses
Diese Bauten sind bereits vorgefertigt und werden auf der Baustelle zusammengefügt. Diese Häuser lassen sich aufgrund des Normbauplans an die energiesparenden Anforderungen anpassen. - Kauf eines Altbaus
Die dritte Variante ist eine energetische Sanierung. Achte beim Kauf des Altbaus auf den Energiepass.
Das Ziel der Energiewende: Möglichst wenig fossile Brennstoffe zu verwenden. Diese Entwicklung wirkt sich seit langem auf das Wohnen aus. In Deutschland entsteht so gut wie kein Haus mehr, das nicht Eigenschaften eines Niedrigenergiehauses aufweisen kann. Bauherren, die einen Neubau planen, sollten vorausschauend handeln. So umgehen Sie den Verschärfungen der EnEV. Informiere dich im Vorfeld über Finanzierungen und rechne staatliche Förderungen mit ein. Greife bei Bedarf auf eine fachmännische Wärmedämmung vom Profi zurück. So steht dem energiebewussten Wohnen nichts mehr im Weg.