von Redaktion
Immobilien
(djd). Für eine zukünftige klimafreundlichere Wärmeversorgung ist ein ganzes Bündel an Maßnahmen notwendig. So muss der Energiebedarf der Häuser reduziert und der verbleibende Energiebedarf langfristig vollständig durch treibhausgasneutrale Energien gedeckt werden. "Hierfür sollten alle Maßnahmen gleichermaßen berücksichtigt werden, mit denen die Ziele erreicht werden können", meint Adrian Willig, Hauptgeschäftsführer des en2x – Wirtschaftsverband Fuels und Energie. Selbst heute noch ölbeheizte Gebäude könnten durch mehr Effizienz, Hybridtechnik und den Einsatz alternativer Brennstoffe, sogenannter Green Fuels, langfristig die Klimaziele erreichen. Noch sind die neuen Fuels, die zum Beispiel aus Rest- und Abfallstoffen hergestellt werden, nicht standardmäßig im Portfolio der Energiehändler verfügbar, doch Modellversuche zeigen bereits ihre Praxistauglichkeit. Ein neues Label soll nun signalisieren, dass auch die Heiztechnik für den Einsatz solcher alternativer Brennstoffe geeignet ist.
Label für den künftigen Einsatz alternativer Brennstoffe
Hersteller von Brennwertgeräten, Tanks und weiteren Heizungskomponenten haben das „Green Fuels Ready“-Produktlabel ins Leben gerufen, das beim Kauf eines Heizgeräts, eines Tanks und anderer Komponenten eines Heizsystems sicherstellt, dass sie für treibhausgasneutrale flüssige Brennstoffe und beliebige Mischungen mit fossilen flüssigen Brennstoffen geeignet sind. Das Label wurde vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) in Zusammenarbeit mit en2x entwickelt. Adrian Willig vergleicht das mit dem Beginn der Ära hochauflösender Fernseher: "Auf ihnen prangte der Aufkleber 'HD ready', die Hardware für das HD-Fernsehen stand schon bereit, die Programme der Sender wurden aber erst später hochaufgelöst ausgestrahlt." Übertragen auf Green Fuels bedeutet dies: Sie sind zwar noch nicht marktgängig, die Technik zur Nutzung steht aber zur Verfügung.
Beispiel aus der Praxis: Wärmepumpe und Brennwertgerät
Ein Beispiel aus Lorch: In der Kleinstadt östlich von Stuttgart wurde die Wärmeversorgung eines Hauses aus den 1970er Jahren im vergangenen Jahr modernisiert. Seither erfolgt die Wärmeversorgung mit einer Hybridkombination, bestehend aus einem Öl-Brennwertgerät, einer Strom-Wärmepumpe und einem Warmwasserspeicher. Der Bedarf an fossiler Energie konnte dadurch bereits spürbar reduziert werden. Zudem wird dort im Rahmen eines Modellvorhabens bereits treibhausgasreduzierter Brennstoff eingesetzt. Denn das neue Brennwertgerät im Haus zählt zu denen, die sich mit dem „Green Fuels Ready“-Label schmücken können.
Feldversuch: Auch mit bestehenden Heizsystemen lassen sich Umweltziele erreichen
Derzeit gibt es bundesweit rund 5,2 Millionen Ölheizungen. Die meisten stehen in Ein- und Zweifamilienhäusern in ländlichen Regionen oder am Rand von Ballungsgebieten. Aus technischen oder finanziellen Gründen lässt sich nicht jedes Haus mit Ölheizung ohne Weiteres sofort auf eine rein auf erneuerbaren Energieträgern basierende Wärmeversorgung umstellen.
So lassen sich Treibhausgasemissionen von Gebäuden mit Ölheizung effektiv reduzieren
Um die Klimaziele zu erreichen, ist es dennoch notwendig, durch effiziente und sozialverträgliche Lösungen die Treibhausgasemissionen von Gebäuden mit Ölheizung zu reduzieren. Perspektivisch ist auch mit einer Ölheizung eine treibhausgasneutrale Wärmeversorgung von Häusern möglich: schrittweise und unter Beibehaltung eines flüssigen Energieträgers.
Ein Dreiklang von Maßnahmen ermöglicht es, auf Grundlage bestehender Heizsysteme die Klimaziele zu erreichen: Erstens durch Effizienzsteigerungen durch den Einsatz moderner Brennwerttechnik und die Verbesserung der Gebäudedämmung. Zweitens durch die direkte Einbindung erneuerbarer Energie, etwa von Sonnenenergie – also die Erweiterung der Wärmeversorgung zu einem Hybridsystem. Und drittens perspektivisch durch den Einsatz alternativer Fuels, die das fossile Heizöl in zunehmendem Maße ersetzen.
Die Technik zur Nutzung dieser Energieträger steht bereit: Hersteller von Brennwertgeräten, Tanks und weiteren Heizungskomponenten kennzeichnen geeignete Geräte mit einem „Green Fuels Ready“-Produktlabel. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass der Einsatz alternativer Fuels funktioniert.
"Green Fuels": Erfolgreicher Feldversuch geht in die Verlängerung
Im Rahmen eines Feldversuchs haben bereits 21 Wohnhäuser in Deutschland zwei Heizperioden mit „grünem“ Heizöl erfolgreich hinter sich gebracht. Aufgrund der positiven Ergebnisse wird das Vorhaben nun verlängert.
Der en2x – Wirtschaftsverband Fuels und Energie sowie der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) testen dabei in verschiedenen Regionen, wie der CO2-Fußabdruck von Heizungen, die mit flüssigen Brennstoffen betrieben werden, reduziert werden kann. Im Rahmen des Feldversuchs wurden dem Brennstoff Biokomponenten beigemischt. Der Anteil der erneuerbaren Komponenten lag bei 33 Prozent – und wird in der nächsten Stufe auf 65 Prozent erhöht. Die Überprüfung der 21 Anlagen am Ende einer Heizperiode ergab keine brennstoffbedingten Mängel oder Ausfälle.